Unternehmenskultur: Neue Arbeitswelt und alte Werte

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Das Thema Unternehmenskultur erlebt in diesen Tagen eine Renaissance. Offen zu sein, sich in volatilen Zeiten und Märkten als Unternehmen treu zu bleiben und auf die bewährten Stärken zu setzen, das wird als wichtig angesehen. Neue Enthüllungen zum Arbeitsklima bei Amazon geben aktuell Anlass zu umfassender medialer Auseinandersetzung.

Doch was zeichnet eine erfolgreiche Unternehmenskultur wirklich aus und wo liegen ihre gegenwärtigen Herausforderungen? Unbestritten ist, dass sie gleichzeitig bewahren und verändern muss. Ihr Erfolg liegt in der Ausgewogenheit zwischen dem Festhalten an bewährten Grundprinzipien und der Öffnung Neuerungen gegenüber. Dies verlangt die Bereitschaft die eigene Kultur dynamisch zu halten und grundlegende Elemente mit den Entwicklungen der Umwelt abzugleichen. Gegenwärtig erfährt die Arbeitswelt gravierende Veränderungen:

Der digitale Wandel könnte laut einer aktuellen Studie das Geschäft von fast der Hälfte der heute etablierten Unternehmen innerhalb von fünf Jahren völlig verändern. Er revolutioniert klassische Geschäftsmodelle, krempelt ganze Branchen um und bringt neue Produkte und Dienstleistungen hervor. Die Technologie fördert die Vernetzung und macht interne und externe Kommunikation weitaus schneller. Es wird immer wichtiger, Informationen in kürzester Zeit gründlich zu analysieren und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Unternehmen werden immer häufiger auf den doppelten Boden verzichten müssen. Der digitale Wandel  verlangt eine Kultur der Kommunikations- und Risikobereitschaft. Statt größtmöglicher Sicherheit ist Mut zur Lücke und letztlich auch zum Fehler gefragt.

Nicht nur Technologien verändern die Wirklichkeit, sondern auch gewandelte gesellschaftliche Ansprüche und Werte. Lebensentwürfe sind individueller und vielfältiger geworden. Mit der Generation Y treten zunehmend junge Leute ins Berufsleben ein, denen in größerem Maße die Balance zwischen Beruf und Privatleben wichtig ist. Ein Unternehmen, das  sich der jungen Bewerbergeneration gegenüber als attraktiver Arbeitgeber  positionieren will,  muss sich dem mit entsprechenden Angeboten stellen. Ein wichtiger Faktor aber ist Authentizität. Dazu gehört die kritische Auseinandersetzung  mit den  eigenen Unternehmenswerten jenseits plumper Anbiederung. Als Unternehmen sollte man sich vergewissern, wofür man denn tatsächlich steht und nicht, wofür man gerne stehen möchte.

Der demografische Wandel ist längst Realität: Die Sicherung des Fachkräftebedarfs bleibt eine zentrale Herausforderung für Wirtschaft und Politik. Vor dem Hintergrund eines insgesamt rückläufigen Arbeitskräfteangebots wird es immer wichtiger, durchaus vorhandene Potenziale besser auszuschöpfen. Bei älter werdenden Belegschaften gewinnt der Erhalt der Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit weiter an Bedeutung. Dazu gehört auch, für die ältere Mitarbeitergeneration ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem ihr Erfahrungswissen nicht nur gewürdigt, sondern auch nachgefragt wird. Nur dort, wo eine Kultur der Wertschätzung das soziale Klima prägt, werden auch ältere Beschäftigte einen wichtigen Beitrag zur Wertschöpfung leisten können und wollen. Von diesem Kulturaspekt profitieren alle Kommunikations- und Kooperationsbeziehungen im Unternehmen – generationenübergreifend.

Der Trend zum flexiblen Arbeiten, bei dem die Arbeit sowohl zeitlich als auch räumlich entkoppelt wird, birgt Chancen und Risiken. Wesentliche Voraussetzung für einen funktionierenden Umgang mit dem flexiblen Arbeiten ist eine Unternehmenskultur, die auf Vertrauen basiert und in der die Ergebnisse zählen. Noch aber sind in vielen Unternehmen Kontrolle und Anwesenheitsorientierung wesentliche Charakteristika der Arbeitsorganisation. Doch die einfache Formel „Anwesenheit ist gleich Leistung“ gehört der Vergangenheit an.

Nur eine Unternehmenskultur, die die nötige Flexibilität im Verhältnis zu den sich ständig wandelnden Umwelten vermittelt und andererseits einen Ausgleich zwischen den Meinungen und Werthaltungen der Mitarbeiter und dem in jedem Unternehmen erforderlichen Regelungsbedarf herbeiführt, kann wirklich erfolgreich sein. Eigentlich sind Authentizität, Vertrauen und Wertschätzung, aber auch Kommunikations- und Risikobereitschaft traditionelle Werte, denen sich viele Unternehmen seit Jahrzehnten verpflichtet fühlen – zumindest wenn man den Leitbildern und Unternehmenskodizes glaubt. Was oftmals aber fehlt ist eine ehrliche Bestandsaufnahme und die notwendige kulturelle Anpassung an die bestehenden Herausforderungen.

Unternehmenskultur: Neue Arbeitswelt und alte Werte

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